Digitalisierung im Parken: Hausbesuch bei Designa Verkehrsleittechnik GmbH
Wie digitalisiert man eigentlich ein Parkhaus? Und wie begegnet ein Technologieunternehmen wie DESIGNA dem schnellen Wandel? Wir haben mit Riccardo Rieder, Director of Product Management, und Torsten Hellwig, Director of Technical Services, gesprochen.
Was bedeutet Digitalisierung für Ihr Produkt, wie funktioniert digitales Parken?
Riccardo Rieder: Das Parken war lange Zeit relativ statisch und Hardware-lastig. DESIGNA gibt es seit über 65 Jahren und da ging es von Anfang an darum, Geräte zu produzieren und sie durch Hardwarekomponenten mit Funktionen auszustatten. Das heißt, wenn man eine neue Funktion benötigte, dann wurde ein neues Teil eingebaut. Das hat sich grundlegend gewandelt. Wir gehen immer weiter weg von der Hardware, hin zu mehr Software. Die Geräte sind deshalb immer kompakter geworden, weil immer weniger Hardware verbaut wird bzw. die Hardware, die drin ist, meist mehrere Funktionen hat. Wenn der Kunde weitere Funktionen nutzen will, werden sie nicht mehr eingebaut, sondern sie werden aktiviert, über die Software. Es ist im Prinzip wie ein Auto, wo man sich einen Motor mit einer bestimmten PS-Klasse aussucht. In allen Wagen ist der gleiche Motor drin, aber man kann verschiedene Leistungsgrößen freischalten. Man wechselt dann nicht den 90 PS Motor gegen einen 110 PS Motor in der Werkstatt, sondern man schaltet die neue Leistungsklasse frei, weil der Motor das von vornherein kann.
Und so ist es auch bei uns. Wir bereiten die Geräte mit allen potenziellen Funktionen vor und über die Software können wir dem Kunden die Funktionen freischalten, die er haben möchte. Wir hatten früher z.B. eine Voice-Over-IP auf einer eigenen Platine. Diese Funktion haben wir jetzt mit einer weiteren auf der Platine on Board gebracht. Sie ist potenziell da, auch wenn der Kunde sie am Ende nicht aktivieren will. Für uns bringt das verschiedene Vorteile. Es ist für den Kunden bequem, weil die Aktivierung schnell geht und er keinen Service-Techniker braucht. Wir haben, da wir höhere Stückzahlen von Geräten eines Typs produzieren, Mengeneffekte, die sich am Ende in den Kosten niederschlagen - und in den Preisen. Das ist konkret das, was auf Produktseite bei uns passiert. Und natürlich wandern die Themen immer mehr in Richtung Apps und die Online-Welt.
Torsten Hellwig: Der Softwareanteil nimmt immer stärker zu und der Hardwareanteil wird immer mehr gegen Null gehen. Gut war, dass wir dieses große Datenbankmodell schon seit 10 oder 11 Jahren entwickelt haben, damit wir jetzt auf den Datenbasen aufbauen können, die wirklich interessant sind. Auch für andere Dienstleister, die diese Daten brauchen, um zum Beispiel Verkehrsflüsse zu berechnen. Da ist die Digitalisierung in vollem Gange und das ist uns auch vollkommen bewusst. Wir haben Arbeitsgruppen zur Digitalisierung und Standardisierung gebildet, um hier auch einen gewissen Standard zu etablieren. Die Produktvielfalt muss am Ende wieder geringer werden, um das Ganze wirtschaftlich zu gestalten. Das machen wir jetzt mit ganz großen Schritten. Es wird neue Bedienoberflächen geben, alles angepasst an heutige Techniken. Wir werden Software as a Service anbieten.
Riccardo Rieder: Dafür sind eigene Stellen geplant. Für die Cloud-Solution und den Bereich der Digitalisierung.
Torsten Hellwig: Es wird einen CDO (Chief Digital Officer) geben, der sich hauptsächlich mit den digitalen Aspekten unserer Parkraumlösungen beschäftigt.
Das ist ja auch Druck, der von außen kommt. Mobile Endgeräte, Fahrzeuge die immer mehr zu Computern werden und alles ist vernetzt bzw. vernetzt sich. Plötzlich muss man sich auch mit Diensten wie Apple Pay auseinandersetzen, weil die Erwartungshaltung der Kunden einfach da ist. Wie gehen Sie damit um?
Torsten Hellwig: Die Erwartungshaltung ist eindeutig vorhanden. Es heißt nicht mehr „Könnt ihr Apple Pay?“ sondern „Wann kann ich das haben“. Interessant finde ich auch die Geschichte, dass wir jetzt in Mexiko Anlagen aufbauen, die hier in Deutschland auf die Host aufgeschaltet sind. Da spielen Latenzzeit-Probleme keine Rolle mehr, sondern das funktioniert einfach. Es muss auch funktionieren und es gibt natürlich die Erwartungshaltung, dass es nicht lange dauert, um es in Betrieb zu nehmen.
Riccardo Rieder: Gleichzeitig ermöglichen uns die Technologien bessere Sprünge, z.B. in der Kennzeichenerfassung. Wenn da die Genauigkeiten durch die Algorithmen und künstliche Intelligenz höher werden, werden diese Produkte auch automatisch interessanter für die Kunden, die dann anfangen, es nachzufragen. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Da hat eine geschlossene Schranke gereicht und jeder wusste: "Da kann ich jetzt nicht rein...“
Torsten Hellwig: Das sind Herausforderungen für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Bis dahin wird sich noch sehr viel ändern. In 15 Jahren denke ich, dass wir eventuell keinen Kassenautomaten mehr haben, der Bargeld nimmt.
Riccardo Rieder: Bezahlung von Maschine zu Maschine. Das heißt, das Auto bezahlt im Parkhaus einfach selbst. Da gibt es vielleicht keine App mehr, da gibt es möglicherweise auch keine Schranke mehr. Es fährt einfach rein, und es fährt raus, und der Fahrer sieht dann nur noch auf seinem Display: „Vielen Dank für Ihre Zahlung“.
Und wahrscheinlich steht das Auto dann noch im Parkhaus und ruft einen Mechatroniker, wenn irgendwas kaputt ist?
Riccardo Rieder: Ja, dann kommt der Servicetechniker.
Torsten Hellwig: Oder das Auto fährt selbst in die Werkstatt.